Hallo Diana, Brandenburg an der Havel hat aktuell etwas über 72.000 Einwohner und euer Unternehmerinnen Netzwerk davon schon 50 aktive Mitglieder. In eurem 12. Jahr ist das eine schöne runde Zahl. Wie fing alles an bzw. wer hatte warum die Idee, das sich speziell Unternehmerinnen vernetzen?
Diana: Die heutige Technische Hochschule Brandenburg und das Technologie- und Gründerzentrum der Stadt haben 2009 zu einem Unternehmerinnen-Brunch eingeladen. Das geschah im Rahmen des Nationalen Aktionstages "Nachfolge ist weiblich". Danach trafen sich die Unternehmerinnen regelmäßig. Heute besteht das Netzwerk allgemein aus Frauen in Führungsposition und Netzwerkunterstützerinnen aus verschiedenen Institutionen in Brandenburg und Potsdam.
Wir denken groß
Brandenburg bzw. die ganze Wirtschaftsregion Westbrandenburg ist gerade so richtig am wachsen, überall entstehen Ideen wie man die Region nach vorn bringen kann – es riecht quasi nach Aufbruch. Sind alle eure Unternehmerinnen aus Brandenburg oder kommen auch von außerhalb welche dazu, die Brandenburg einfach spannend finden?
Diana: Tatsächlich meinen wir mit “Brandenburg” das Land Brandenburg. Wir denken eben groß. ;-) Daher kommen die Unternehmerinnen auch aus Rathenow, Premnitz oder Potsdam.
Eure Gemeinschaft ist total gemischt, das finde sich am interessantesten. Ich zähle mal so quer auf: Steuerberaterinnen, Fachfrauen für die Medienkommunikation, Kosmetikerinnen, Chefin einer Metallbaufirma, Heilpraktikerin, Betriebswirtin oder diplomierte Übersetzerin und noch viele mehr. Wie passt ihr alle zusammen?
Diana: Wir lernen voneinander. Das schätze ich so an unserem Netzwerk. Wo sonst ist es so einfach, mal über den Tellerrand zu schauen?
Profil zeigen
Die Frage aller Fragen: Was machen Unternehmerinnen anders bzw. warum sollen/müssen/wollen gerade Unternehmerinnen Profil zeigen?
Diana: Wir wollen Profil zeigen, um Vorbild zu sein. Allen Frauen da draußen, die eine gute Geschäftsidee haben oder überlegen, ob sie die Nachfolge für ein Unternehmen antreten sollen, möchten wir sagen: Macht es. Ihr könnt das und ihr seid nicht allein.
Netzwerk – Engagement – Dialog habt ihr euch auf die Fahne geschrieben. Was sind konkret eure Ziele?
Diana: Unser oberstes Ziel ist es, uns mit Unternehmerinnen zu vernetzen, die voneinander lernen wollen. Wir engagieren uns gemeinsam. Das stärkt das Selbstbewusstsein. Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern miteinander.
Austauschen – netzwerken – sichtbar sein
Ihr trefft euch regelmäßig zum Unternehmerinnen-Brunch. Was wird da besprochen und welche Aktivitäten setzt ihr gemeinsam um, um eben SICHTBAR zu sein bzw. eurer Netzwerk nach vorn zu bringen?
Diana: Zum einen tauschen wir uns jedes Mal zu einem Thema aus, das für Führungskräfte relevant ist. Beispielsweise weiß nun jede von uns, wie wir nur noch 25 Stunden pro Woche arbeiten, wie Design Thinking funktioniert oder was wir beim eigenen Marketing beachten sollten. Sichtbar werden wir durch die gemeinsame Organisation großartiger Veranstaltungen. Und natürlich sind wir auch in den sozialen Medien aktiv. Wer uns auf Facebook folgt, der ist immer auf dem aktuellsten Stand.
Was waren da deine Highlights der letzten Jahre?
Diana: Ganz klar die Veranstaltungen, die jedes Jahr im Rahmen der Brandenburgischen Frauenwoche stattfanden. Nennen möchte ich “Chef/Chefin – ganz einfach oder nicht”. In diesem Diskussionsforum haben wir mit allen Anwesenden neue Ansätze formuliert, um zukünftig das Gründen, Bestehen oder Übergeben eines Unternehmens einfacher zu gestalten. Daraus ist die “Charta für eine Unternehmenskultur in der Wirtschaftsregion Westbrandenburg” entstanden, der sich seitdem alle verpflichtet fühlen. Oder die Podiumsdiskussion “Mutter – Chefin – Ritterin: Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?”. Dort stellten wir gemeinsam fest: Es gibt keine einfache Antwort auf die Frage, wie wir in Zukunft leben und arbeiten wollen. Wenn wir uns jedoch gleichberechtigt und auf Augenhöhe begegnen, haben wir schon einen großen Schritt getan.
Interessante Kooperationen
Kooperiert ihr zusätzlich noch mit anderen Netzwerken? In Brandenburg denke ich da an das Havel Valley, die Wirtschaftsjunioren oder das MeetUp Brandenburg. Seid ihr auch außerhalb der Grenzen Brandenburgs aktiv?
Diana: Wir sind untereinander gut vernetzt. Das ist uns wichtig. Einige Unternehmerinnen engagieren sich auch im Havel Valley, andere bei den Wirtschaftsjunioren. Mit dem Unternehmerinnen-Stammtisch in Falkensee oder Premnitz sind wir in Kontakt. Wir sind im Gespräch mit Brandenburgs Partnerstädten Ivry-sur-Seine in Frankreich und Ballerup in Dänemark, um uns mit Unternehmerinnen dort auszutauschen.
Sind auch Neu-Gründerinnen bei euch willkommen? Ich kann mir vorstellen, ihr seid ein Pool an Erfahrung, auf den man ja auch gern zurückgreift, besonders in der schwierigen Anfangsphase. Sicherlich könnt Ihr auch mit nützlichen Kontakten weiterhelfen, wie zum Beispiel zur Wirtschaftsförderung oder zu den Ansprechpartnern der Wirtschaftsregion Westbrandenburg.
Diana: Wir heißen alle Frauen willkommen, die gerade neu gegründet haben, die sich erst gründen wollen oder die noch überlegen, zu gründen. Gerade am Anfang ist es so wichtig, Kontakte zu knüpfen. Schließlich standen wir alle schon mal an dem Punkt und wünschten uns ein wenig Unterstützung.
Wie wollt ihr euch entwickeln? Ist es vorgesehen mal gemeinsame Räume als Anlaufstelle zu schaffen. Welche Projekte habt ihr euch für die nächste Zeit vorgenommen?
Mentoring für JungunternehmerInnen
Diana: Wir sind ein loses Netzwerk, kein Verein. Daher treffen wir uns an unterschiedlichen Orten. Das sorgt für Abwechslung. Ein Projekt, dass wir wegen der Pandemie auf einen späteren Zeitpunkt verschoben haben, ist unser Mentoring-Programm für JungunternehmerInnen, die ein Jahr lang eine erfahrene Unternehmerin an ihrer Seite haben werden, die sie in ihren alltäglichen Fragen und Herausforderungen unterstützt. Demnächst werden wir zusammen mit dem Streamquartier eine Podiumsdiskussion mit Unternehmerinnen veranstalten, die die derzeitige Situation auf unterschiedliche Art und Weise meistern. Das soll allen anderen Mut machen, die seit dem letzten Jahr um ihre Existenz kämpfen.
Wir sehen unheimlich viel Potential im Land Brandenburg, alle wollen was bewegen. Wie siehst du die Entwicklung unserer Stadt und Region?
Diana: Ich sehe das genauso wie ihr. Brandenburg wird immer attraktiver für Familien. Daher wird es immer attraktiver für die Ansiedlung von Unternehmen. Nutzen wir diese positive Stimmung. Jeder einzelne kann hier was bewirken. Alle zusammen können noch mehr bewirken.
Genau – Brandenburg startet durch! Vielen Dank Diana.
Über die Autorin:
Diana Bading ist Dipl.-Übersetzerin für Englisch und Spanisch, engagiert sich im Unternehmerinnen Netzwerk und bereichert unsere Bürogemeinschaft aus OhMyJob, freivonform, der PLENTA Webentwicklung und unserem neuen Webentwickler David Greiner am Nicolaiplatz.